Eine ganz besondere Station auf unserem Montenegro Roadtrip war der Prokletije Nationalpark. Er befindet sich an der albanischen Grenze im Nordosten von Montenegro und ist ein echter Geheimtipp für einsame Bergwanderungen und Reisende die auf der Suche nach Ursprünglichkeit sind.
gereist Ende Juni
Über den Prokletije Nationalpark
Der Nationalpark
Der noch relativ junge Nationalpark (2009 gegründet) beherbergt einige der höchsten Berggipfel Montenegros – unter anderem auch den höchsten mit 2538 Metern (Zla Kolata).
Dieses Gebiet ist relativ unerforscht und wild und zählt zu den ursprünglichsten Gebieten Europas. Ein wahres Paradies für Outdoor-Abenteurer. Wunderschöne Bergseen und Quellen, schroffe Felsgipfel und eine vielfältige Flora und Fauna lassen nur wenige Wünsche offen.
Da dieses Gebiet an der albanischen Grenze liegt gibt es hier sehr viele albanisch-stämmige Montenegriner, das kann man unter anderem an den zahlreichen albanischen Flaggen erkennen, die hier überall hängen, sowie auch an den vielen Moscheen.
Lage | Prokletije Nationalpark
Er befindet sich im nordöstlichen Teil Montenegros. Hauptsächlich verläuft der Park entlang der albanischen Grenze. Ein kleiner Teil grenzt aber auch an den Kosovo. Im albanischen Grenzgebiet befinden sich die (angeblich) wunderschönen Nationalparks Theth und Valbonatal und auch im angrenzenden Teil des Kosovos befindet sich ein Nationalpark – der Nationalpark Bjeshkët e Nemuna.
Der Prokletije Nationalpark liegt in einer eher abgeschiedeneren Gegend und ist definitiv nicht Teil der üblichen Touristenrouten.
Anfahrt | Prokletije Nationalpark
Die Anfahrt empfehle ich hier unbedingt mit dem Auto. Es gibt mehrere Möglichkeiten wie du zum Prokletije Nationalpark gelangst: Über Montenegro, über Albanien oder auch vom Kosovo.
Wenn du aus dem nördlichen Teil von Montenegro anreist, zum Beispiel vom Durmitor Nationalpark oder von Mojkovac, dann fährst du am besten über die E65 und Brane.
Kommst du jedoch von Kolasin, so kannst du über die wunderschöne kleine Bergstraße nach Andrijevica fahren und von dort aus weiter zum Prokletije Nationalpark.
Wenn du von Podgorica, von der Gegend rund um den Skadar-See oder der Küste aus anreist, bietet sich die Fahrt durch Albanien an. Es ist die schnellste Alternative, außerdem ist die Straße neu und unglaublich gut ausgebaut. Auch die Grenzkontrollen verliefen bei uns total schnell und unproblematisch.
Tourismus, beste Reisezeit & Unterkünfte im Prokletije Nationalpark
Tourismus
Der Tourismus gegenüber der Küste und den anderen bekannteren Nationalparks hält sich hier definitiv stark in Grenzen und beschränkt sich fast ausnahmslos auf Wanderer und Kletterer. Dementsprechend trifft man hier auf nur sehr wenige „touristische Annehmlichkeiten“ und andere Reisende.
Die Einheimischen, so kam es mir zumindest vor, sind hier nicht wirklich auf Tourismus vorbereitet oder überhaupt mit „Fremden“ vertraut. Die Leute auf der Straße betrachteten uns immer sehr genau – als wären wir etwas „Besonderes“ mit unserem österreichischen Auto-Kennzeichen.
Reisezeit
Die beste Reisezeit für diese Gegend ist sicherlich zwischen Juni und September, da es sonst doch sehr kalt sein kann in den höher gelegenen Gebieten. Wenn man oben in den Bergen wandert, muss man aber auch zu dieser Zeit mit Schneefeldern rechnen.
Unser Bungalow hatte zum Beispiel keine Heizung – nur dank der dicken Wolldecke war es hier in der Nacht – Ende Juni – einigermaßen auszuhalten. Keine 8 Grad hatte es…
Tipp zur Ausrüstung: Falls du in dieser Gegend unterwegs bist, achte auf gute (Wander)Ausrüstung. Dazu gehört definitiv auch Regenschutz und Kleidung nach dem Zwiebelprinzip – auch im Sommer.
Unterkünfte allgemein
Viele Hotels gibt es hier wohl eher nicht, es handelt sich hauptsächlich um private Unterkünfte und Pensionen.
Nur in Plav und eventuell auch in Gusinje findet man vereinzelnd kleine Hotels. Im Allgemeinen muss man sich aber generell mit sehr einfachen Unterkünften zufrieden geben. Für einen Luxus- & Wellnessurlaub ist man in dieser Gegend wohl eher an der falschen Adresse. Wir haben zum Beispiel in den Bungalows Katun Maja Karanfil* übernachtet. Mehr dazu weiter unten im Beitrag oder hier: Montenegro Unterkünfte auf unserem Roadtrip – Lage & Wohlfühlfaktor
Tipp zur Ausrüstung: Ein kleiner Hüttenschlafsack sollte auf einem Roadtrip in abgelegenere Gebiete immer einen Platz im Auto finden. Nicht immer kann man mit (schöner) Bettwäsche rechnen.
Wie viel Zeit einplanen?
Meiner Meinung nach zahlt sich eine Fahrt in diese wohl eher abgelegenere Gegend nur dann aus, wenn man das Abenteuer und die Natur genießen will, mindestens 3 Tage Zeit mitbringt und auch wandern möchte.
Für wen geeignet?
Wanderer & Kletterer
Obwohl dieser Teil von Montenegro eher fitten und geübteren Wanderern vorbehalten ist, gibt es durchaus auch ein paar leichte Touren und Spaziergänge, die man auch ganz ohne Wander-Erfahrung bewältigen kann. (siehe z.B. unten Spaziergang im Grebaje Tal)
Radfahrer / Mountainbiker
Außerdem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es wunderschön ist sich mit dem Rad durch die schmalen Täler (Rapojana & Gebaje) auf Erkundungstour zu begeben. Somit ist diese Gegend sicherlich auch für Genussradler sehr attraktiv. Wir sind lediglich mit dem Auto herumgedüst, was jedoch nicht immer so einfach war, denn die Straßen sind relativ schlecht und ziemlich schmal. Besser geeignet also für Radfahrer.
Wassersportler & Fischer
Für Wassersportler und Fischer bietet der Plavsko jezero einige gute Möglichkeiten und ist durchaus beliebt.
Für den Plavsko jezero und die Stadt Plav allein zahlt sich die Fahrt hier her aber meiner Meinung nach definitiv NICHT aus. Es gibt so viele schönere Bergseen in Montenegro.
Plav & See (Plavsko jezero)
Wie schon erwähnt waren wir nicht so begeistert von Plav. Irgendwie konnten wir uns hier einfach nicht wohl fühlen. Wie gut, dass wir unsere Unterkunft nicht hier gebucht hatten, sondern im Grebaje Tal, so konnten wir nach einem kleinen Abstecher zum Lebensmittel einkaufen gleich wieder wenden und weiter in Richtung Nationalpark fahren.
Tipp: Wer noch ein paar Besorgungen machen muss – Lebensmittel & Co – der sollte das auch auf alle Fälle in Plav machen. Hier gibt es zwar auch keinen richtigen „Supermarkt“ aber wohl das ein oder andere kleine Geschäft.
Für Wassersportler und auch für Fischer soll der Plavsko jezero aber richtig cool sein. Wir haben das jedoch selbst nicht ausprobiert.
Gusinje im Prokletije Nationalpark
Auch Gusinje haben wir quasi im Vorbeifahren mitgenommen, da der Weg in die Täler sowieso hier durch führt. Nichts besonderes, nur ein kleiner Ort mit typischem „Balkan-Charme“ würde ich sagen. Auch hier gibt es noch eine letzte Möglichkeit sich mit ein paar Vorräten einzudecken falls man anschließend eine längere Zeit im Nationalpark eingeplant hat. (besser jedoch in Plav)
Quellen & Wasserfall – Vusanje & Ropojana
Ali Pascha Quellen
Mit dem Auto ging’s dann durch Gusinje weiter in Richtung Vusanje. Auf dem Weg befinden sich die Ali Pascha Quellen. Laut Reiseführer, soll es hier sehr schön sein, das Wasser glasklar und es soll auch ein leckeres Restaurant geben.
Vielleicht lag es am schlechten Wetter oder wir haben nicht „richtig“ hingesehen, aber unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen und Restaurant konnten wir leider auch keines finden, vielleicht hatte es an diesem Tag geschlossen? Wir fanden bloß ein paar verlassene Gebäude und Müll – für Helena aber definitiv ein spannender Ort, denn sie liebt es solche halb zerfallenen Häuser zu fotografieren.
Da ich sowieso vor habe, eines Tages in den Prokletije Nationalpark zurück zu kehren, werde ich mich dann abermals von diesen Quellen überzeugen – vielleicht lag es wirklich bloß am Wetter (und sicherlich auch am Müll), denn ich hatte zuvor so viel positives über diesen Ort gelesen.
Grlja Wasserfall
Weiter geht die Fahrt nach Vusanje, hier befindet sich ein unglaubliches Naturspektakel, das uns schon ziemlich beeindruckt hat. Ein Wasserfall, der zur Gänze in einem Loch in der Erde verschwindet.
Ja, richtig gelesen, er verschwindet einfach.
Wasser von den Gipfeln des Prokletije Gebirges rauscht vorbei und fällt in einen tiefen Felsspalt. An den Ali Pascha Quellen tritt dann ein Teil des Wassers wieder aus dem Boden aus.
Wandern & Radfahren
Der Wasserfall ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in diesem Tal, leider konnte wir aus Zeit- & Wettergründen keine richtige Wanderung machen, aber eine, die ich für meinen nächsten Besuch im Ropojana Tal definitiv anvisiere findest du hier beschrieben.
Wir sind bloß ein kleines Stückchen weiter ins Tal hinein spaziert. Je weiter man hinein geht, desto beeindruckender wird die Landschaft. Man kommt hier übrigens auch an einer weiteren Quelle (Oko) vorbei, welche nur 1,4 km vom Wasserfall entfernt fast neben dem Weg liegt:
Tipp: Da die Straße hier ins Tal hinein immer schlechter wird, rate ich einen Spaziergang dort hin zu machen, anstatt mit dem Auto zu fahren.
Auch einige Weitwanderwege führen durch das Ropojana Tal von Albanien nach Montenegro oder umgekehrt. Beliebt ist die Tour von Vusanje nach Theth in Albanien, welche zum Beispiel auch die letzte Etappe des Fernwanderwegs „Peaks of the Balkans“ ist. Auch der bekannte Via Dinarica – ein über 200 km langes Fernanderwegnetz im westlichen Balkan – führt auf dieser Strecke hier vorbei.
Wie schön muss es sein von Gusinje (oder vom Wasserfall) aus mit dem Rad durch das Ropojana Tal zu fahren und die Gegend Rund um Vusanje bis zum Talschluss und hinauf fast bis zur albanischen Grenze zu erkunden! Ein weiterer Punkt, der auf meinem nächsten Besuch sicherlich nicht fehlen darf. Hier kannst du mehr Infos über meine zukünftig geplante Radtour finden.
Grebaje im Prokletije Nationalpark
Unterkunft & Restaurant
Da ich es sowieso viel lieber mag in der Natur als in einer Stadt oder einer Ortschaft zu wohnen, habe ich mich für die kleinen Bungalows Katun Maja Karanfil* ganz hinten im Grebaje Tal entschieden.
Die Unterkunft Katun Maja Karanfil ist Ausgangpunkt vieler Wanderungen im Tal und außerdem gibt es hier auch ein leckeres Restaurant. Bei schönem Wetter kann man super draußen sitzen, aber auch das rustikale Ambiente drinnen gefiel mir sehr. Auch Gastfreundschaft und Bewirtung inklusive (Wander)Tipps war spitze.
Im Nachhinein kann ich sagen – eine gute Entscheidung für uns. Mehr zu unseren Unterkünften kannst du in meinem Blogpost darüber lesen: Montenegro Unterkünfte auf unserem Roadtrip – Lage & Wohlfühlfaktor
Talschluss Spaziergang
Direkt vor der Unterkunft gibt es einige Parkplätze in der Wiese, von hier aus haben wir einen kleinen Spaziergang bis in den Talschluss gemacht. Ohne Steigung geht es ganz gemütlich durch das von imposanten Gipfeln umschlossene Tal.
Bunte Blumen entdecken, leckere Walderdbeeren sammeln und auf die großen abgestürzten Felsbrocken klettern – das macht Spaß!
Der ganze Spaziergang dauert (hin und retour) mit allen Spielereien und Familien-Fotoshootings nicht länger als eine Stunde. Das Wetter war aber leider gar nicht gut, es regnete leicht und alle Gipfel versteckten sich in einer dicken Wolkendecke. Schade, hoffentlich können wir am nächsten Tag das volle Ausmaß der Berge bewundern!
Wandern & Radfahren
Mehrere Wanderwege starten in diesem Tal. Eine nicht all zu schwere Gipfelwanderung wurde uns von den freundlichen Vermietern hier empfohlen, doch leider war das Wetter am ersten Tag zu schlecht dafür und am zweiten Tag hatten wir einfach zu wenig Zeit mit im Gepäck…
Die Wanderung kommt aber definitiv auch auf die To-Hike-Liste für meinen nächsten Besuch hier im Prokletije Nationalpark. Hier könnt ihr die Tour auf Outdooractive finden. Lasst sie euch besser nicht entgehen – ein deutsches Pärchen, das wir hier kennen gelernt haben, hat nur so geschwärmt von dieser Wanderung.
Falls du noch mehr über’s wandern im Grebaje Tal lesen willst, kannst du hier am climbfreeblog weiterlesen. Dort sind zwei Touren genauer beschrieben.
Falls du vor hast von Plav oder Gusinje aus mit dem Rad ins Grebaje Tal und zum Talschluss zu fahren, kannst du hier die Streckenbeschreibung ansehen. Bestimmt eine tolle Tour, fast ausschließlich auf Asphalt, leicht zu fahren und so gut wie keine Autos.
Abreise – weiter geht’s!
Am nächsten Morgen während des Frühstücks konnte man zwischen den Wolken schon einige der Berggipfel erkennen und am späten Vormittag waren auch die restlichen Wolken schon fast verschwunden. Es eröffnete sich uns ein richtig beeindruckender Blick auf die Gipfel. Leider war unsere Zeit hier im Prokletije Nationalpark aber schon um. Wie schade, denn es gäbe doch so viele Abenteuer die hier auf uns warten würden!
Am Roadtrip-Plan stand nun der nächste Nationalpark Montenegros, und zwar der am wunderschönen Skadar-See. Der schnellste Weg dort hin führt über eine Bergstraße durch Albanien. Auf geht’s!
Noch ein letzter Wander-Tipp im Prokletije Nationalpark
Eine Wanderung zum Hridsko jezero (Hrid See) machen. Dieser Gletschersee, den man ausschließlich zu Fuß erreichen kann soll angeblich eine wahre Schönheit sein. Er wird auch der See des Glücks genannt und ist der am höchsten gelegene See von Montenegro.
An diesem See kommt man übrigens auch vorbei wenn man den Weitwanderweg „Peaks of the Balkans“ geht. Er befindet sich am östlichen Ende des Prokletije Nationalparks.
Prokletije Nationalpark Fazit
Danke Google Maps, den vielen Reise- & Wanderblogs im Internet, Instagram & Co kann man sich vor einer Reise schon ein relativ gutes Bild, einer Sehenswürdigkeit, einer Stadt, einer Wanderung oder eines ganzen Gebietes machen.
Unzählige Fotos, Tipps und sogar !Bilder auf der Landkarte! machen es einem mittlerweile leicht schon im Vorhinein zu wissen, ob man dort hin möchte und es „mit eigenen Augen sehen“ will oder ob man doch lieber dran vorbei fährt. Ganz anderes erging es mir aber hier.
Mich persönlich fasziniert dieses Gebiet nun eben deshalb so sehr, da es wohl zu den ursprünglichsten und unbekanntesten Gegenden Europas zählt. Bei meiner Reiseplanung habe ich über diesen Teil Montenegros nur sehr wenige konkrete Infos gefunden und umso gespannter war ich drauf endlich selbst hinzufahren – ins Unerwartete, ins Ungewisse.
Der Wunsch wiederzukehren | Prokletije Nationalpark
Da ich nicht wusste was uns genau erwarten würde und ob diese Gegend zu meinen Eltern und Helena passt, habe ich im Vorhinein bloß eine Nacht im Prokletije Nationalpark eingeplant. Denn ich selbst wollte einfach unbedingt dort hin!
Im Nachhinein kann ich sagen, eine Nacht war viel zu wenig. Das ist MEINE Gegend. Genau so wie ich es mag. Einsame Berggipfel, spektakuläre Wandermöglichkeiten, sowie absolute Ruhe und Ursprünglichkeit. Leider hatten wir am ersten Tag mit dem Wetter kein Glück und mussten am zweiten Tag schon relativ zeitig aufbrechen.
In mir schlummert also der große Wunsch eines Tages in diesen abgeschiedenen und unberührten Nationalpark zurückzukehren. Und zwar ausschließlich um zu wandern und die kleinen schluchtenartigen Täler auch mit dem Rad zu erkunden. Den oben erwähnten Weitwanderweg „Peaks of the Balkans“ zu gehen ist wirklich ein großer Traum von mir.
Noch mehr Impressionen
Fotos Prokletije Nationalpark
Zum Abschluss gibt’s noch ein paar bunt durchgemischte Fotos, ich hab mich einfach total in diese Ruhe und Ursprünglichkeit des Prokletije Nationalparks verliebt.
Was du sonst noch brauchen könntest…
*Alle bisherigen Beiträge zu unserem Montenegro Roadtrip
Warst du auch schon mal im Prokletije Nationalpark? Bist du gewandert? Verrate mir doch deine Highlights und Touren in den Kommentaren, ich freu mich schon drauf noch mehr Infos und Tipps zu dieser Gegend zu bekommen!
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